
Projekte
Projekte des Pflege- und Funktionsdienstes der Universitätsmedizin Essen
Etablierung einer Advanced Nursing Practice
Durch den demografischen Wandel, neue Therapie- und Diagnostikverfahren sowie eine zunehmende Digitalisierung des Gesundheitssektors steigt die Komplexität und Dynamik in der direkten Patientenversorgung kontinuierlich an. Resultierend sind in den vergangenen Jahren neue Versorgungsbedarfe sowie Aufgabenfelder entstanden, denen mit professionellen Lösungen begegnet werden muss. Im internationalen Feld hat sich für die pflegerische Versorgung von hochkomplexen Patient*innen das Konzept einer Advanced Nursing Practice bewährt. Pflegefachpersonen mit akademischem Abschluss und fundierter Praxiserfahrung werden hier für erweiterte Pflegetätigkeiten in der direkten Patientenversorgung eingesetzt. Internationale Erfahrungen zeigen, dass die Integration neuer pflegerischer Berufsbilder im interprofessionellen, sektorübergreifenden Versorgungsprozess und der dadurch bestehende Qualifikationsmix nachweislich Behandlungskomplikationen senken und Versorgungslücken abbauen konnte.

Als Universitätsmedizin sehen wir es als unsere Aufgabe, pflegerische Innovationen, wie beispielsweise das Konzept der Advanced Nursing Practice, als Vorreiter im nationalen sowie internationalen Raum zu entwickeln und in die Praxis zu etablieren. Die bestehenden Strukturen der Pflegeexpert*innen wurden aus diesem Grund 2018 an internationale Entwicklungen angepasst. Ergänzend zu fachweitergebildeten Pflegenden sind hier heute Pflegefachpersonen mit akademischem Hochschulabschluss als Advanced Practice Nurses in der direkten Patientenversorgung für erweiterte Pflegetätigkeiten zuständig. Auch wenn die Rollenentwicklung der Pflegeexpert*inne und Advanced Practice Nurses noch nicht abgeschlossen ist, zeigt sich schon heute, dass ihr Tätigkeitsfeld stark mit dem international anerkannten Aufgabenprofil übereinstimmen.
So übernehmen Pflegeexpert*innen und Advanced Practice Nurses in komplexen Versorgungssituationen Aufgaben wie:
- Patient*innen- und Angehörigenedukation
- Durchführung von Konsilen und Pflegevisiten
- Kollegiale Beratung und Mitarbeiterschulungen
Zudem sind sie durch folgende Tätigkeiten maßgeblich an der Weiterentwicklung der pflegerischen Patientenversorgung beteiligt:
- Erstellung von klinischen Leitlinien, Versorgungsstandards, Informationsmaterialien
- Initiierung und Steuerung von Forschungsprojekten
- Öffentlichkeits- und Netzwerkarbeit
In ihre Tätigkeiten beziehen die Expert*innen weitere Pflegefachpersonen mit erweiterten Kompetenzen (z.B. Fachweitergebildete Personen) ein und tragen somit maßgeblich zur Sicherstellung eines ausgewogenen Qualifikationsmix bei.

Advanced Practice Nurses sind derzeit in folgenden Bereichen etabliert:
- Onkologie
- Dermtoonkologie
- Strahlentherapie
- Ernährungsmanagement
Zudem sind Pflegexperten*innen in folgenden Bereichen tätig:
- Wund- und Stomaversorgung
- Familiale Pflege
- Pädiatrische Onkologie
- Parkinson Patient*innen
- Palliativ Care
Die Begleitung und Rollenentwicklung der Pflegeexpert*innen und Advanced Practice Nurses erfolgt nach dem „Peppa framework“ durch bereichsspezifische, interprofessionell besetzte Lenkungsgruppen. Diese Vorgehensweise konnte sich bereits in zahlreichen internationalen Rollenentwicklungen von Advanced Practice Nurses beweisen.
Digitalisierungsprojekte
Das Potenzial neuartiger bildbasierter Anwendungen Künstlicher Intelligenz (KI) kommt bislang vor allem im medizinischen Bereich zum Tragen. Bei pflegerischen Prozessen wird die Technologie jedoch bislang kaum genutzt. Das vom BMBF geförderte Forschungsprojekt KIADEKU (synonym für: KI Inkontinenz-assozierte Dermatitis Dekubitus) knüpft an bestehende, internationale Entwicklungen aus der Medizin, insbesondere den Bereich der Bilderkennung und des Wundmanagements an. Erstmalig sollen diese Potentiale für pflegerische Fragestellungen genutzt werden.
Das Projekt wird in einem Verbund durch die Stabstelle Entwicklung und Forschung Pflege der Universitätsmedizin Essen geführt. Verbundpartner sind das Institut für Künstliche Intelligenz in der Medizin der Universitätsmedizin Essen, das Klinikum der Universität München sowie die Sciendis GmbH.

ZIELE UND VORGEHEN
Im Projekt KIADEKU wird ein innovatives KI-System entwickelt, das aus den Bilddaten der Wunde zwischen einem Dekubitus und einer Inkontinenz-assoziierten Dermatitis (IAD) unterscheiden kann, die jeweils eine sehr unterschiedliche Behandlung erfordern und deshalb sicher erkannt werden müssen. Das KI-System baut auf pflegerelevanten Fragestellungen auf und zielt auf die Reduktion von Fehldiagnosen sowie die automatisierte Erfassung von Wundkriterien ab. Die aufwendige Dokumentation soll erleichtert und das Fachpersonal bei der Auswahl von evidenzbasierten Interventionen unterstützt werden. Das System basiert auf einer etablierten Wunderkennungs-Applikation, die im Rahmen des Projekts weiterentwickelt wird. Die Forschenden entwickeln zudem einen Lehr- und Fortbildungsplan für Pflegefachpersonen.
INNOVATIONEN UND PERSPEKTIVEN
Die KI-basierte Entscheidungshilfe reduziert Fehlbehandlungen und Komplikationen und verbessert die Behandlung der Patientinnen und Patienten. Die administrativen Prozesse in der Pflegeversorgung werden optimiert und Pflegefachpersonen entlastet.
Elektronische Dokumentation mit Hilfe von ePA AC/ePA kids© und LEP nursing 3®
Die Basis aller digitalen Prozesse bildet am Universitätsklinikum Essen die elektronische Patientenakte (ePa). Entgegen nationaler Entwicklungen wurde im Universitätsklinikum bereits 2019 eine flächendeckende Implementierung der ePa auf den Allgemeinstationen abgeschlossen. Um eine bestmögliche digitale Unterstützung durch die ePa zu erreichen, wurde die bestehende papiergestützte Dokumentation nicht einfach digitalisiert. Bestehenden Prozesse wurden interprofessionell, fachabteilungsübergreifend hinterfragt und an die neuen Potenziale der ePa angepasst. Um das volle Potenzial der ePa auszuschöpfen, wurden diverse Instrumente und Tools direkt in die ePa integriert und untereinander logisch verknüpft. So wird der Pflegeprozess heute komplett digital, von der Anamnese bis zur Evaluation, mit Hilfe der Instrumente ePA AC©, ePA Kids© sowie LEP® abgebildet.
MobilityMonitor (MoMo)
Durch Unterstützung der Stiftung Universitätsmedizin Essen, wurde am Universitätsklinikum Essen das digitale Hilfsmittel „Mobility Monitor“ implementiert. Ziel des Einsatzes ist es, die Prophylaxe für Patient*innen noch passgenauer zu ermöglichen und Pflegefachpersonen zu entlasten. Der Mobility Monitor, eine Sensormatte, wurde zunächst auf drei Stationen der Universitätsklinik erfolgreich pilotiert. Nach Auswertung der Pilotierung zu Sturz- und Dekubitusinzidenzen sowie einer anonymisierten Mitarbeiterbefragung stand fest, dass das System gut bei der Sturz- und Dekubitusprophylaxe unterstützen kann. Heute der Mobility Monitor in allen Bereichen des Universitätsklinikums zum Einsatz kommen. Er ermöglicht das Bewegungsprofile sowie die Stärke der Druckentlastungen sekundengenau ausgeleitet wurden. Pflegefachpersonen können aufgrund dessen Druckentlastungen individueller planen und durchführen. Ferner dient das System der Sturzprophylaxe. So werden Unruhephasen von Patient*innen frühzeitig erkannt. Durch eine Anbindung der Sensorik an die Rufanlage besteht überdies die Möglichkeit, Stürzen rechtzeitig entgegenzuwirken.
Familiale Pflege – Ein Unterstützungsangebot für pflegende Angehörige
Angehörige selber zu Hause zu pflegen, ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Um sie zu bewältigen, sind Informationen zu finden, zu verstehen, zu bewerten und in Handlungen umzusetzen. Daher gilt es, die Gesundheitskompetenz der Pflegebedürftigen und der pflegenden Angehörigen zu stärken.
Einen Angehörigen zu pflegen, verändert die eigene Lebenssituation. Mit unserem Unterstützungsangebot der Familialen Pflege geben wir Ihnen Sicherheit.
Wir bieten Ihnen individuelle Schulungen und Trainings, die Sie auf die wichtigsten Anforderungen in der täglichen Versorgung Ihres Angehörigen vorbereiten. Dazu gehören beispielsweise Kenntnisse zu Positionswechseln, zur Körperpflege, zum Umgang mit Medikamenten oder Hilfsmitteln, zu den Themen Essen, Trinken und Ausscheiden. Sie werden von uns umfassend vorbereitet, so dass Sie der Entlassung Ihres Angehörigen ruhig entgegensehen können. Alle Angebote der Familialen Pflege sind kostenfrei.
Pflegekurse im Universitätsklinikum Essen
Es finden regelmäßig Pflegekurse in Kleingruppen in Räumlichkeiten des Universitätsklinikums Essen statt. Gemeinsam in der Gruppe mit anderen pflegenden Angehörigen zeigen Ihnen unsere Pflegeexpertinnen und -experten ausgewählte Pflegetechniken und üben deren praktische Anwendung ein. Gleichzeitig können Sie sich mit anderen Betroffenen über die aktuelle Situation austauschen.
Neben Gruppentrainings sind auch Einzelpflegetrainings direkt im Patientenzimmer gemeinsam mit einer unserer Pflegeexperten oder Pflegeexpertinnen, Ihnen und Ihrem Angehörigen möglich.
Trainings bei Ihnen zuhause
Unsere Pflegeexpertinnen und -experten besuchen Sie bei Bedarf zu Hause. Dort können wir mit Ihnen in Ihrer gewohnten Umgebung trainieren und im gewohnten Umfeld auftretende Fragen klären.
Gesprächskreise
Unsere Gesprächskreise für pflegende Angehörige bieten Ihnen die Möglichkeit, sich eine Auszeit zu nehmen. Auch Ihre Bedürfnisse sollen in der Pflegesituation nicht auf der Strecke bleiben! In den Gesprächskreisen bieten wir Ihnen beispielsweise:
- Perspektiven für die eigene Entlastung
- Raum und Zeit für Gespräche und Austausch
- Fachliche Begleitung durch unsere Pflegexpertinnen und -experten
Telefonische Unterstützung in Corona-Zeiten
Aufgrund der Corona-Pandemie besteht die Möglichkeit, Beratungen auch telefonisch durchzuführen. Wer Rat zu pflegerischen Themen sucht, kann das Team auch gerne anrufen.
Kontakt
Zögern Sie nicht, sich bei Interesse oder Fragen direkt an unser Team der Familialen Pflege zu wenden:
Delirmanagement auf den Intensivstationen
Die Behandlung auf einer Intensivstation geht mit dem erhöhten Risiko einher ein Delir zu entwickeln, welches sich negativ auf den Genesungsprozess der betroffenen Patient*innen auswirkt. Um dem entgegen zu wirken wurde von 2017 bis 2020 ein interprofessionelles Pilotprojekt initiiert. Nach erfolgreicher Umsetzung der Pilotierung, erfolgte die Planung zur Überleitung auf die weiteren acht Intensivstationen im Erwachsenenbereich. Der Implementierungsprozess wurde zunächst auf den Stationen Med-Int.1 / Neuro Int., UC 1 Int. und IT II durch die jeweiligen interprofessionellen Stationsteams aufgenommen und wird durch die Stabsstelle Entwicklung und Forschung Pflege begleitet.